Wissenswertes zu Magersucht und Bulimie - Ganzheitliche Psychotherapie in Mannheim

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Anorexia nervosa (Magersucht)

  • In der Regel erkranken vorwiegend Mädchen und jüngere Frauen am Bild der Anorexie (w:m = 10:1). Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr. Die Erkrankung wird bei etwa 1% der weiblichen Teenager beobachtet.
 
  • Erwachsene: Tatsächliches Körpergewicht mindestens 15 % unter dem zu erwartenden Gewicht oder Body-Mass-Index von 17,5 oder weniger;  Kinder/Jugendliche: (bis 18 Jahre): Gewicht unter der 10. Altersperzentile.
 
  • Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von fettmachenden Speisen.
 
  • Körperschemastörung: Sie sehen sich als zu dick an und haben Angst zu dick zu werden (überwertige Idee). Dies kann sich auf bestimmte Körperregionen beziehen (z. B. Bauch, Oberschenkel). Die eigene, sich selbst auferlegte Gewichtsgrenze ist sehr niedrig.
 
  • Umfassende endokrine Störung der Achse Hypothalamus-Hypophyse-Gonaden (Keimdrüsen), 
    - manifestiert sich bei Frauen als Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation) ca. bei 47 kg
    (Ausnahme ist das persistieren vaginaler Blutungen bei Hormonsubstitution durch kontrazeptive Medikation (Pille)).

    - manifestiert sich bei Männern als Interesseverlust an Sexualität und Potenzverlust.

  • Keine häufigen Episoden von Fressattacken/Esstaumel (innerhalb von 3 Monaten mind. 2x pro Woche), bei denen große Mengen an Nahrung in sehr kurzer Zeit konsumiert werden.
 
  • Keine andauernde Beschäftigung mit dem Essen, keine unwiderstehliche Gier oder Zwang zu essen (craving, Suchtdruck, Heißhunger).
 
  • Bei sehr starkem Untergewicht: Schwund an grauer Gehirnsubstanz (kortikale Atrophie).

  • Lanugo Behaarung: Wenn bei einer Frau der Anteil an Körperfett unter ein bestimmtes Minimum fällt, produziert ihr Körper nicht mehr genügend weibliche Hormone (Östrogene). Durch die rückläufige Östrogenproduktion kommt es zu einem Überwiegen androgener Substanzen. Daher kann sich an einigen Körperpartien, z. B. an den Unterarmen, am Rücken, Gesicht die feine, flaumartige Lanugobehaarung bilden. Wenn der Grundumsatz sinkt, legt sich der Körper quasi ein „wärmendes Fell“ zu, um ein (weiteres) Absinken der Körpertemperatur zu vermeiden.
 
  • Orthostatische Dysregulation (orthostatische Hypotonie, orthostatische Kreislaufregulationsstörung): Plötzlicher Blutdruckabfall nach Lagewechseln, insbesondere raschem Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen führt zu Schwindel bis hin zu Bewusstlosigkeit.
 
 
Bulimia nervosa (Ochenhunger)

  • Von der Bulimia nervosa sind überwiegend (zu 90–95 %) Frauen betroffen. Bei jungen Frauen in der Adoleszenz und im jungen Erwachsenenalter liegt die Prävalenz bei 1–3 %. Berufsgruppen, bei denen geringes Körpergewicht für das Ausüben des Berufs verlangt oder vorteilhaft ist (zum Beispiel Fotomodell, Tänzer, Skispringer), sind für diese Krankheit besonders anfällig.
 
  • Häufige Episoden von Fressattacken/Esstaumel (innerhalb von 3 Monaten mind. 2x pro Woche), bei denen große Mengen an Nahrung in sehr kurzer Zeit konsumiert werden.
 
  • Andauernde Beschäftigung mit dem Essen, eine unwiderstehliche Gier oder Zwang zu essen (craving, Suchtdruck, Heißhunger).
 
  • Selbstwahrnehmung als zu fett, mit der Furcht zu dick zu werden (kann zu Untergewicht führen).
 
  • Der Gewichtszunahme wird entgegengesteuert durch: Selbstinduziertes Erbrechen, Missbrauch von Abführmitteln, zeitweilige Hungerperioden, Gebrauch von Appetitzüglern, Schilddrüsenpräparaten oder Diuretika (Abführmittel).
 

Die Ursache vieler Essprobleme ist die zwanghafte Gewohnheit gutmeinender, überbehütender Eltern, die Essenseinnahme ihres Kindes zu beobachten und zu regulieren; gleichzeitig versäumen diese Eltern es, die Kapazität des Kindes für Freude an Nahrungsmitteln und am Gemeinschaftserlebnis bei Tisch zu entwickeln. Die Eltern haben regelmäßig eine hohe Sensibilität dafür, dass Kindern Essen und insbesondere bestimmte Lebensmittel nicht aufgezwungen werden dürfen; gleichzeitig aber sind sie äußerst gesundheitsbewusst, haben starke Meinungen über gute und schlechte Nahrungsmittel und sind infolgedessen ständig besorgt um eine mögliche Über-, Unter- oder Fehlernährung ihres Kindes. Dabei stehen sie vor dem Dilemma, dass Kinder eine Vorliebe für gesunde Kost weder von Natur aus haben noch aus eigenem Antrieb entwickeln, sie auf ihr Kind, damit es gesund isst, aber auch keinen Zwang ausüben wollen. Da Kinder derartige Ambivalenzen und Verunsicherungen genau spüren und stets nach Gelegenheit Ausschau halten, ihrem Willen Gewicht zu verschaffen, wird der Esstisch in vielen Familien zu einem Schlachtfeld, an dem emotional stark aufgeladene Auseinandersetzungen geführt werden (Quelle: Wendy Mogel).
 
Mangelnde Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit, die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen) und eine gestörte emotionale Selbstwahrnehmung sind wichtige Faktoren für eine künftige Anorexie oder Bulimie. Mädchen, die später an einer Essstörung erkrankten, neigten erstens bereits Jahre zuvor dazu, auf Bagatellprobleme und -ärgernisse mit unangemessen negativen Gefühlen zu reagieren, über die sich nicht selbst beruhigen konnten; zweitens verstanden sie ihre Gefühle nicht, sondern wurden davon überwältigt und konnten sie nicht effizient managen. Wenn diese zwei emotionalen Tendenzen mit Unzufriedenheit über den eigenen Körper zusammenfielen, entwickelte sich entweder eine Anorexie oder eine Bulimie (Quelle: Gloria Leon, University of Minnesota). 

Quellen:
Wikipedia
Wendy Mogel: The Blessings of a Skinned Knee: Using Jewish Teachings to Raise Self-Reliant Children, New York, London, Toronto, Sydney, Singapore: Scribner, 2001, ISBN 0-684-86297-2, S. 161‒163
Gloria R. Leon u.a.: Personality and Behavioral Vulnerabilities Associated with Risk Status for Eating Disorders in Adolescent Girls, Journal of Abnormal Psychology, Band 102, 1993; Daniel Goleman: Emotional Intelligence. Why It Can Matter More Than IQ. 1 Auflage. Bantam, New York 1995, ISBN 0-553-09503-X., S. 246‒249
 
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